Die Neuen Architekturführer des Stadtwandel Verlags

Friedrichshain-Kreuzberg
Neues Bauen seit den Neunzigern


„...Wer sich an einem sonnigen Spätnachmittag aus der West City durch das alte Zeitungsviertel auf den Weg nach Kreuzberg macht, dem offenbart sich an der Einmündung der Kochstraße das schönste Hochhaus Berlins. In der untergehenden Sonne strahlt die Doppelfassade der 22-geschossigen, leicht gebogenen Hochhausscheibe, in der sich eine Komposition von über 700 Sonnenschutzlamellen mit verschiedenen Rottönen von Sonnengelb über Rubinrot bis Zartviolett befindet, eine Farbenpracht aus, die man sonst nur aus dem Orient kennt. Der elegante und zugleich klimatechnisch ausgeklügelte Baukörper gehört zu dem Gebäudeensemble, das Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch für die Erweiterung der Hauptverwaltung der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (GSW) Anfang der neunziger Jahre entworfen haben...“

Heft Nr. 7, Stadtwandel-Verlag, Berlin



Architektur in Wolfsburg
Von Alvar Aalto bis Zaha Hadid


„...‚Ich brauche eine Kirche‘. Dieser Satz, mit dem der junge Pastor Meyer und den Architekten des Wolfsburger Kulturhauses, Alvar Aalto, bei einem Essen im Ratskeller angesprochen hatte, veranlasste den Finnen dazu, die Grundzüge für die Heilig-Geist-Kirche an Ort und Stelle auf eine Serviette zu skizzieren.

So entstand in den Jahren 1959 bis 1962 hoch über der Stadt das evangelische Gemeindezentrum Heilig-Geist. Es besteht aus der Kirche, einem von weitem sichtbaren Glockenturm, dem Gemeindehaus, einem Kindergarten und der Pfarrwohnung.

Anders als beim Kulturhaus ordnet Aalto hier den verschiedenen Funktionen einzelnen Baukörper zu, gruppiert sie um einen Innenhof und lässt sie sich fächerförmig in die Landschaft ausbreiten. Der frei stehende Glockenturm schirmt das Ensemble zur Straße hin ab, weist jedoch auch den Weg in einen malerischen Kirchenraum. Der Blick fällt zunächst auf den Altarbereich, wo sich das Dach der Kirche aus der Erde zu erheben scheint. Die restlichen drei Wände, asymmetrisch und damit akustisch optimiert, sind strahlend weiß verputzt und reflektieren die raffinierte Lichtführung der Fensteröffnungen...“

Heft Nr. 75, Stadtwandel-Verlag, Berlin



Kunstsammlungen Chemnitz
Museum Gunzenhauser


„...Das größte gestalterische Potenzial sahen die Architekten in der glasüberdeckten Kassenhalle im Erdgeschoss und dem darüber liegenden Innenhof; das größte Defizit stellte die dezentrale, für ein Museum äußerst unbefriedigende Erschließungssituation dar.

Alle Ebenen des Museums wurden deswegen mit einer einläufigen Treppe verbunden, die sich entlang der Zwickauer Straße über die gesamte Gebäudelänge in den vorhandenen Baukörper einschneidet. Die „Himmelsleiter“, wie die Kaskadentreppe liebevoll im Büro Staab genannt wird, gibt sich dem Betrachter sofort als neues Gestaltungselement zu erkennen. Selbstbewusst steht der mit bronzefarben eloxierten Aluminiumtafeln verkleidete Kubus den Ausstellungsflächen gegenüber, die zurückhaltend in hellem Grau und Beige gestaltet sind. Im Inneren des Treppenraums zwischen den Ausstellungsebenen sind Fußboden, Decken und Wände in einem warmen Rotton gehalten. Die monochrome Farbgestaltung gibt einem das Gefühl, sich in einem ganz eigenständigen Kunstraum aufzuhalten, der gleichwohl nicht mit den ausgestellten Werken konkurrieren will...“

Heft Nr. 117, Stadtwandel-Verlag, Berlin